Die Mitteilung vor zwei Wochen war kurz: Die Brücke zwischen Schlossinsel und Spreelagune in Lübben ist gesperrt. Das Wort kurzfristig ließ hoffen, dass die Sperrung dieser touristisch wichtigen Verbindung vorübergehend sein könnte.
Doch die Teilsperrung, auf die Bürgermeister Jens Richter (CDU) noch in der Stadtverordnetenversammlung gehofft hatte, ist vom Tisch. Die Brücke bleibt gesperrt. Laut den Ergebnissen des Gutachtens könnten Einzelpersonen noch über die Brücke laufen. Aber schon bei Wandergruppen oder Veranstaltungen bestünde die Gefahr, dass die ermittelte Traglast überschritten würde, so Richter.
Da es nicht regelbar ist, wie viele Menschen tatsächlich auf einem Punkt stehen bleiben, versperren auf beiden Seiten der Brücke rot-weiße Sperrgitter den Weg. Sicherheit gehe vor, so Richter.
Gutachten der Brückenprüfung liegt seit Februar vor
Das Gutachten der Brückenprüfung liegt seit Mitte Februar 2023 vor. Beauftragt wurde es im Zusammenhang mit einer Bestandsaufnahme aller Brücken, die sich in der Verantwortung der Stadt befinden. Lübbens längster Fußgängerbrücke wird darin ein desolater Holzzustand der Haupt- und Querträger bescheinigt. Wer die Brücke in Augenschein nimmt, erkennt, dass es in Holzspalten weiß schimmert.
An anderen Stellen ist die Oberfläche der Balken zerstört. Statt der einer dunkelbraunen gleichmäßigen Farbschicht sind Löcher, Spalten und morsches Holz sichtbar. Braunfäule, Weißfäule, Flechten und Algen im und am Holz seien der Grund für diese Schäden, erläutert Silke Fechner vom Fachbereich Bauen der Stadtverwaltung. Ein Pilz soll für die Schäden am Holz der Brückenkonstruktion verantwortlich sein.
Die Ursachenforschung hat begonnen, denn die Brücke ist noch nicht alt. Ende 2011 wurde die mit 107 Metern damals längste Fußgängerbrücke im Spreewald feierlich eröffnet. Mangelnde Brückenunterhaltung durch den Baubetriebshof schließt der Bürgermeister aus. Und ergänzt, Schäden wie die vorliegenden dürften so nicht passieren. „Eine solche Brücke baut man nicht nur für zwölf Jahre“, so Richter. Er geht davon aus, dass es nicht den einen einzigen Grund geben wird. Die Aufarbeitung laufe.
Wie es nun weitergeht, wird aktuell in der Stadtverwaltung geprüft. Es geht um die Frage: Sanierung oder Ersatzneubau? „Wir müssen sichergehen, dass nicht in fünf oder sechs Jahren die nächsten Probleme kommen“, sagt Richter. Neben der Wirtschaftlichkeitsprüfung werde auch überlegt, ob wieder eine Holzbrücke entstehen soll oder ob es Alternativen gibt.
Personell und finanziell sei es eine Herausforderung, die so nicht vorgesehen war, gesteht der Bürgermeister. Je nachdem, für welche Variante sich die Stadt schließlich entscheidet, müsse eine sechs- bis siebenstellige Summe in den Haushalt ab 2024 eingeplant werden. Und dann müsse sich eine Firma finden, die die Brückenbauarbeiten übernimmt. „Es würde mich freuen, wenn wir 2025 die Brücke an der Spreelagune wieder öffnen können“, sagt Jens Richter.
Bis dahin werden vor allem Radfahrer aus und in Richtung Steinkirchen, Jugendherberge und Lübbenau Umwege in Kauf nehmen müssen. Für Fußgänger ist der Umweg nicht ganz so groß. Sie nutzen den Fußweg, der von der B87 am Bootsverleih Gebauer vorbei bis zur Spreelagune führt. Auf dieser Strecke gibt es jedoch für Rollstuhlfahrer und Menschen, denen das Treppensteigen schwerfällt, zwei Hindernisse in Form der klassischen Spreewaldbrücken. Ihnen bleibt nur der Radweg bis zum Spielplatz Puschkinstraße und von dem Fußweg entlang der Hauptstraße bis zum touristischen Zentrum.
Für Spreewald-Camper gibt es alternative Route
Für die Gäste des Spreewald-Campingplatzes, deren schneller Weg in die Stadt ebenfalls über die Brücke an der Spreelagune vorbeiführt, gibt es eine alternative Route. An einem zweiten Ausgang erreichen sie über eine Brücke ebenfalls den Fußweg beim Bootsverleih.
Für mit dem Auto anreisende Touristen sieht Bürgermeister Richter weniger Schwierigkeiten, die Innenstadt und die Kahnhäfen zu finden. Die meisten Touristen würden am Parkplatz Lindenstraße oder gegenüber von Gurken Paule ankommen. Der Parkplatz Burglehn spiele bisher noch nicht die ihm zugedachte Rolle.
Bei der Lenkung des Radverkehrs sieht Richter Tourismus, Kultur und Stadtmarketing Lübben (Spreewald) GmbH (TKS) in der Pflicht, entsprechende Hinweisschilder aufzustellen. Eine Mitteilung an die Schulen hat die Stadt gleich nach der Sperrung der Brücke ausgegeben.
Tatsächlich scheinen sich die Lübbener bereits auf die Situation eingestellt zu haben. Waren an den Tagen kurz nach der Sperrung noch Radfahrer und Fußgänger zu beobachten, die an der Sperre umkehrte, passiert dies zwei Wochen später nicht mehr.